Kopftuchtragende Lehrerinnen

Gerade der Staat hat den Erziehungsauftrag Jungen und Mädchen einen geschlechtergerechten und gleichberechtigten Umgang miteinander zu vermitteln. Häufig wird argumentiert, dass aber die Religionsfreiheit von kopftuchtragenden Lehrerinnen beeinträchtigt werden könnte, wenn sie ihr Kopftuch während der Arbeit nicht aufsetzen dürfen. Verlieren wir bitte nicht aus den Augen, dass Religionsfreiheit ein Grundrecht ist, welches gleichberechtigt neben anderen steht. Im Staatsdienst, der im Vornherein den Anspruch vertritt in Religions – und Weltanschauungsfragen neutral zu sein, muss auch eine Muslimin ihr Kopftuch als Religionssymbol ablegen, um diese Neutralität zum Ausdruck zu bringen.

Mit dem Kopftuch gehen zwei sexualisierte Rollenbilder einher: Der triebgesteuerte Mann, der sich nicht unter Kontrolle halten kann und die Frau, die sexuelle Reize hat, die sie dringend verbergen muss, um den Mann nicht zu verführen. Was dabei häufig verkannt wird, ist doch, dass das Kopftuch die Frau erst sexualisiert. Gerade weil sie ein Kopftuch trägt, suggeriert sie ihrem sozialen Umfeld und der Gesellschaft, dass sie etwas unter dem Kopftuch habe, was Männer sexuell anregen könnte und die Männer sich deshalb dann nicht mehr im Griff haben könnten. Ein unbefangenes Verhältnis zwischen den Geschlechtern kann so nicht funktionieren.

Trägt man als Lehrerin ein Kopftuch, so sollte man sich bewusst sein, welchen Wert man nach außen hin vor der Schülerschaft vertritt. Wie bereits angesprochen, geht es um Geschlechtertrennung, ein Wert, welches dem Grundgesetzartikel der Gleichberechtigung der Geschlechter vehement widerspricht. Vor allem die Schulen sollten angstfreie und zwanglose Räume anbieten, um als Individuum so zu sein, wie man möchte. Es wäre daher ein völlig falsches Signal, wenn kopftuchtragende Lehrerinnen eingestellt würden, die den kollektiven sozialen Druck traditionell-konservativer Muslime auf Mädchen ohne Kopftuch weiter verschärfen. Denn man darf die Beeinflussung durch ein solches Symbol auf die Schülerschaft nicht unterschätzen. Wir erleben schon jetzt massive Auseinandersetzungen rund um das Thema Religion an Schulen. Lehrerinnen und Lehrer sollten in diesem Konflikt keine Seite einnehmen.

Kopftuchtragende Lehrerinnen